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Fürstenstein liegt rund 25 Kilometer nördlich von Passau inmitten der reizvollen Landschaft des Dreiburgenlandes.

Sein malerisch auf einem Bergrücken gelegenes Schloss ist schon von weitem zu erkennen und grüßt weit hinaus in das Passauer Land.

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80 Jahre danach – Gedenken in Nammering

Fürstenstein, den 22.​05.​2025

Nach intensiver Vorbereitung fand am Samstag, den 10. Mai 2025 ein großes Gedenken am ehemaligen Bahnhof in Nammering statt. Die Anzahl der Besucher war überwältigend – rund 300 Menschen fanden den Weg und setzten damit ein deutliches Zeichen.

Das Gedenken startete mit einer Begrüßung von Nik Saller direkt am Mahnmal nahe der „Totenwiese“ in Nammering. Er erinnerte unter anderem an die bereits verstorbenen Mitglieder des Friedensforums und den damals Überlebenden des Todeszuges seit Mitte der 1980er Jahre. Im Anschluss an die einleitenden Worte des Begründers der Arbeitsgemeinschaft KZ-Transport 1945 folgte ein ökumenisches Gedenken des katholischen Pfarrers Dekan Johannes Graf und des evangelischen Pfarrers Thomas Plesch, die ganz klar dazu aufriefen, Hass zu bekämpfen und sich für den Frieden einzusetzen.

Gemeinschaftlich legten Bürgermeister Stephan Gawlik, DGB-Geschäftsführer Niederbayern Andreas Schmal, Staatsminister Christian Bernreiter und der Direktor der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten Karl Freller zusammen mit Nik Saller einen Blumenkranz am Mahnmal mit der Aufschrift „Unvergessen“ nieder, um an die 794 Ermordeten des größten NS-Verbrechens Niederbayerns zu erinnern.

Nachdem die rund 300 Gäste vom Mahnmal nach vorne zum ehemaligen Bahnhofsgelände gezogen waren, begrüßte Moderatorin und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft KZ-Transport 1945 Julia Reihofer die vielen Teilnehmer und vor allem auch die Ehrengäste des Abends und übergab Bürgermeister Stephan Gawlik das Wort. Er appellierte, dass sich die Geschichte auf keinen Fall wiederholen darf. „Es geht nicht um Schuld, es geht um Mahnung“ so Gawlik. Er erinnerte zudem an die am 9. Mai 2025 verstorbene Holocaust-Überlebende Margot Friedländer und ihre Mahnung an die Welt.

Wichtig war Bürgermeister Stephan Gawlik auch „Danke“ zu sagen. Er dankte dem Begründer der Arbeitsgemeinschaft Nik Saller für seinen unglaublichen Einsatz in den letzten Jahrzehnten. Außerdem dankte er dem wahnsinnig engagierten Team der neu formierten Arbeitsgemeinschaft – allen voran Martina Thurnreiter, Julia Reihofer, Bettina Blöhm, Katrin Behringer und Silvia Zöls von der Gemeindeverwaltung für die tolle Zusammenarbeit und die gemeinschaftliche Organisation dieser großartigen Veranstaltung.

Nach Bürgermeister Stephan Gawlik sprach Andreas Schmal vom DGB passende Worte. Er erinnerte unter anderem an die Verfolgung der Gewerkschafter während des NS-Regimes und betonte, dass die 794 Verstorbenen von Nammering reale Menschen waren. Menschen mit Familien, Menschen mit Hoffnungen und Träumen. Er betonte, dass diese Gedenkfeier ihnen ihre Würde zurückgibt, derer sie damals beraubt wurden.

Als dritter Redner teilte Staatsminister Christian Bernreiter seine persönlichen Gedanken mit den Anwesenden. Er erzählte, dass er die Gedenkstätte bereits von einer privaten Radtour kannte. Damals blieb ein anderer Radfahrer neben ihm stehen, während er sich die Schilderungen am Gleis der Erinnerung ansah und behauptete, dass dies alles nur eine große Lüge sei. Dass das Vergangene angeblich nie geschehen sei. Bernreiter betonte daher, wie wichtig Orte des Gedenkens sind, Orte des Erinnerns und auch der Aufklärung. Denkmäler sind ein Teil „des kollektiven Erinnerns“ so Bernreiter.

Als Hauptredner trat der Direktor der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten, Landtagsvizepräsident a.D. Karl Freller auf die Bühne. Karl Freller betonte, dass die „Schreckenstage von Nammering“ zeigen, dass das Unvorstellbare auch in unserer Nähe passieren kann. Er gab einen Überblick über die damaligen Verbrechen. Er appellierte an die politische Erziehung und Aufklärung an Schulen und betonte die Wichtigkeit von Orten des Erinnerns wie dem KZ Dachau. Denn Erinnerung und Gedenken sind keine Selbstläufer.

Nach den bewegenden und warnenden Worten der Redner wurde den Gästen anhand szenischer Lesungen das Ausmaß der Grausamkeiten nochmal von einer anderen Seite vor Augen geführt.

In stundenlanger Vorbereitung erarbeiteten Vertreterinnen der Arbeitsgemeinschaft KZ-Transport 1945 eine Lesung, die die Geschehnisse von vor 80 Jahren mit dem Blick von Augenzeugen der damaligen Zeit wiedergaben.

Von der Ankunft des Todeszuges, dem Leid der Insassen, dem Hunger und der Angst, den Misshandlungen, aber auch der Lebensmittelspenden durch die Bevölkerung über die Tötungen der Gefangenen, dem Verbrennen der Leichen und deren Entsorgung bis hin zur Ankunft der Amerikaner und der Exhumierung der Leichen und deren Begräbnis. Die Augenzeugenberichte, vorgetragen von 2. Bürgermeister Walter Knoller, Andrea Kleingütl, Julia Reihofer, Bettina Blöhm und Iris Friedberger wurden musikalisch umrahmt von Julia Willeitner und Danilo Cabaluz, auch bekannt als Duo „CellAr“.

Der letzte Überlebende des Todeszuges Ben Lesser hatte dann mit einer Videobotschaft das letzte Wort des Abends. Seine Botschaft: „Wir sind alle für unsere eigenen Entscheidungen verantwortlich. Deshalb muss jeder von uns ein Leben führen, das zählt. Es gibt einfach keinen Platz für Intoleranz und Ungerechtigkeit, Rassismus und Gleichgültigkeit.“

Eindrucksvoll leuchteten die 794 Grabkerzen für die 794 Ermordeten, die rund um das Gleis der Erinnerung aufgebaut waren in der bereits begonnenen Dunkelheit und die Arbeitsgemeinschaft lud noch zum Verweilen und zu Gesprächen an Feuerschalen ein. 
 

 

Wir möchten uns ganz herzlich bei allen bedanken, die bei den Vorbereitungen der Veranstaltung, der zahlreichen Treffen, der Aufarbeitung der Augenzeugenberichte oder sonstiger Organisation mit im Einsatz waren:

Nik Saller, Martina Thurnreiter, Bettina Blöhm, Iris Friedberger, Julia Reihofer, Kathrin Behringer, Silvia Zöls, Andrea Kleingütl, Alois Mandl, Toni Schuberl und den Mitarbeitern des gemeindlichen Bauhofes.

Den Musikern: Beate Hermann, Julia Willeitner und Danilo Cabaluz

Den Fotografen und Berichterstattern: Michael Kirchner, Lynn Ries, Alex Rhode sowie Josef und Grete Enzesberger

Den Vertretern des Bündnisses für Demokratie und Vielfalt Passau für das Organisieren eines Busses aus Passau und Frau Anna Zisler, die als Vertretung der israelitischen Kultusgemeinde Niederbayerns dem Gedenkakt beiwohnte.

Allen Rednern und Sponsoren, ohne letztere diese Veranstaltung nicht umsetzbar gewesen wäre.

Wir wissen euren Einsatz sehr zu schätzen!

 

Bild zur Meldung: Foto - Josef Enzesberger